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John Langdon-Down, Zeichnung von Leonie Schilling

Wer war John Langdon-Down?

Wer war John Langdon-Down?
Wann und wo lebte er?
Was war er für ein Mensch?
Und was hat er mit dem Down-Syndrom zu tun?

Viele Menschen wissen nur wenig über John Langdon-Down.
Die meisten wissen nur: Er hat als erster über das Down-Syndrom geschrieben.
Und er hat über „Mongolismus“ geschrieben.
So nannte man das Down-Syndrom früher.
Das Wort wird heute nicht mehr benutzt.
Und es gibt viele Miss-Verständnisse darüber.
Auch heute noch.

Über John Langdon-Downs Leben und seine Arbeit wissen nur wenige Menschen Bescheid.
Deswegen gibt es diesen Text.
Damit mehr Menschen etwas über ihn lesen können.
Über sein Leben.
Und über seine Arbeit.
Über seine Ideen.

John Langdon-Downs Geburts-Name war John Langdon Haydon Down.
John, Langdon und Haydon waren seine Vor-Namen.
Später hat er den Namen Langdon als Teil seines Nach-Namens benutzt: John Langdon-Down.


Wo kam John Langdon-Down her?
John Langdon-Down wurde am 18. November 1828 geboren.
In Torpoint.
Das ist eine Stadt in Cornwall.
Im Süden von Großbritannien.

John Langdon-Downs Eltern hießen Joseph Almond Down und Hannah Haydon.
Sie hatten 7 Kinder.
John Langdon-Down war das 7. und letzte Kind seiner Eltern.


Was hat John Langdon-Down gelernt?
John Langdon-Down ist nur kurz in die Schule gegangen.
Nur wenige Jahre lang.

John Langdon-Downs Vater hatte einen eigenen Laden.
Er war „Kolonial-Waren-Händler“.
Das heißt: In seinem Laden konnte man Lebens-Mittel kaufen.
Und Tabak.
Aber der Laden war auch eine Apotheke.
Auch wenn John Langdon-Downs Vater keine Ausbildung als Apotheker hatte.

5 Jahre lang hat John Langdon-Down im Laden seines Vaters gearbeitet.
Vom Jahr 1842 bis zum Jahr 1847.

1849 hat John Langdon-Down seine Ausbildung angefangen.
In der Apotheke seines Vaters.
Da war er 21 Jahre alt.
Er hat gelernt, was man als Apotheker wissen muss.
Danach hat er eine Prüfung gemacht.
Bei der Apotheker-Kammer wurde aufgeschrieben:
Er hat die Prüfung bestanden.
Danach hat er 1 Jahr lang studiert.

Bei der „Pharmazeutischen Gesellschaft“ in London.
„Pharmazeutisch“ ist ein Fachwort für die Wissenschaft, Medikamente zu machen.

John Langdon-Down hat auch anderen Menschen etwas beigebracht.
Er hat als Dozent gearbeitet.
Ein Dozent ist ein Lehrer für erwachsene Menschen.
Nicht nur in der Schule.
Zum Beispiel auch an der Universität.
Er war Dozent für Chemie.

Dann hat sich John Langdon Down überlegt:
Er will Medizin studieren.
Er will Arzt werden.
Er hat angefangen, an der Universität in London zu studieren.
Das war im Jahr 1853.

Früher musste man mehrere Prüfungen machen, um Arzt zu werden.
In verschiedenen Fach-Gebieten.
Das hat John Langdon-Down gemacht.
Seinen Abschluss hat er im Jahr 1859 gemacht.
Diesen Abschluss nennt man „Doctor of medicine“.
Das ist Englisch.
Übersetzt heißt es „Doktor der Medizin“.

Danach hat John Langdon-Down als Arzt gearbeitet.
Am „London Hospital“.
Also am „Krankenhaus von London“.
Im Krankenhaus hat John Langdon-Down nur wenig Geld verdient.

Er hat auch weiter als Dozent gearbeitet.
Am „London Hospital Medical College“.
Es war eine Schule für Ärzte.


Wo hat John Langdon-Down gearbeitet?
Dann hat John Langdon-Down eine feste Arbeits-Stelle gesucht.
Warum?
Er hatte sich verliebt.
In Mary Crellin.
Er wollte sie heiraten.
Dafür musste er Geld verdienen.
Und er musste eine Wohnung haben.
Damit die beiden eine Familie gründen konnten.

Darum hat John Langdon-Down angefangen im Earlswood Asylum zu arbeiten.
In dem Haus bekam er eine Wohnung für seine Familie und sich.

Earlswood ist eine Stadt in der Nähe von London.
Sie liegt nördlich von London.
John Langdon-Down hat 10 Jahre lang dort gelebt und gearbeitet.
Von 1858 bis 1868.
Als er in Earlswood angefangen hat, war er 30 Jahre alt.

Earlswood Asylum war ein Krankenhaus.
Aber die Menschen blieben nicht nur kurz in dem Krankenhaus.
Sie haben dort auch gelebt.

In Earlswood haben Menschen mit verschiedenen Behinderungen gelebt.
John Langdon-Down hat das Haus geleitet.
Vorher hatte er noch nie mit Menschen mit Behinderung gearbeitet.

Im Earlswood Asylum haben vor allem Menschen aus armen Familien gelebt.
Ungefähr 300 Menschen.
Man wollte, dass diese Menschen ein gutes Leben haben sollen.
Darum wurde John Langdon-Down eingestellt.
Er sollte das Leben und Arbeiten dort verändern.
Und er war als Arzt zuständig für die Bewohner und Bewohnerinnen.
Das waren seine Aufgaben.

Niemand hat John Langdon-Down erklärt, wie seine neue Arbeit funktioniert.
Er hatte keine Anleitung dafür.
Er konnte mit niemandem in Earlswood über Fragen und Probleme sprechen.
Darum hat er sich Berater gesucht.
Zum Beispiel einen Arzt-Kollegen.
Und seine Frau hat John Langdon-Down immer unterstützt.
Im Privat-Leben und bei seiner Arbeit.

John Langdon-Down, gezeichnet von Leonie Schilling

John Langdon-Downs Ehe-Frau
John Langdon-Down hat im Jahr 1860 geheiratet.
Da war er 32 Jahre alt.
Vor der Hochzeit hieß seine Frau Mary Crellin.
Nach der Hochzeit hieß sie Mary Down.
Nach der Hochzeit lebte sie mit ihrem Mann zusammen in Earlswood.

Mary Down, fotografiert von ihrem Mann

Dort half Mary Down ihrem Mann.
Sie hatte verschiedene Aufgaben.
Sie hat Dinge organisiert.
Sie hatte viel Kontakt zu den Bewohnern und Bewohnerinnen.
Sie hat zum Beispiel Dinge mit ihnen Dinge geübt und trainiert.

Mary und John Langdon-Down haben zusammen eine Familie gegründet.
Sie hatten zusammen 4 Kinder.
3 davon wurden in Earlswood geboren.


Wie hat John Langdon Down in Earlswood gearbeitet?
Vor seiner Zeit in Earlswood hatte John Langdon-Down noch nie mit Menschen mit Behinderung gearbeitet.
Aber er mochte die Arbeit mit ihnen.
Er hat sich sehr für diese Menschen  interessiert.
Für ihr Leben.
Für ihre Gesundheit.
Und für ihre Bedeutung für die Wissenschaft.

John Langdon-Down wollte, dass die Bewohner und Bewohnerinnen und Earlswood ein gutes Leben haben.
Sie sollten gute Ärzte haben.
Sie sollten neue Dinge lernen.
Dinge, die sie in ihrem Leben weiterbringen.
Er hat das Leben im Heim sehr verändert.
Er fand: Das, was die Menschen mit Behinderung brauchen und wollen, muss im Mittel-Punkt stehen.
Darüber hat er sich viele Gedanken gemacht.
Und er hat viel darüber aufgeschrieben.
Viele Berichte aus John Langdon-Downs Arbeit kann man heute noch nachlesen.

Später in seinem Leben hat er auch Vorlesungen darüber gehalten.
Vor Studenten und Studentinnen.

John Langdon-Down hat geglaubt: Auch Menschen mit Behinderung können ein selbständiges Leben führen.
Dabei wollte er sie unterstützen.

Er hat ihnen geholfen, Dinge zu üben.
Zum Beispiel: Selbst mit Besteck essen.
So mussten die Bewohner und Bewohnerinnen nicht mehr gefüttert werden.

Vor John Langdon-Down hatten sich erst wenige Menschen Gedanken gemacht über das Leben von Menschen mit Behinderung.
Und über ihre Menschen-Würde.

John Langdon-Down hat auch noch andere Dinge verändert in Earlswood.
In seiner Zeit hat sich das Haus selbst mit Essen versorgt.
Es wurde Obst, Gemüse und Getreide angebaut und geerntet.
Und es lebten Tiere in Earlswood.
Es gab einen Bauernhof in Earlswood.
Eine Wäscherei und eine Bäckerei.
Es gab auch Werkstätten.
Zum Beispiel eine Tischlerei.

John Langdon-Down hat auch verändert, was die Menschen in Earlswood lernen und üben.
John Langdon-Down hat Pläne dafür gemacht.
Für jeden einzelnen Bewohner und jede Bewohnerin.
Die Menschen in Earlswood haben zum Beispiel gelernt, wie sie ihre Finger bewegen können.
Oder ihre Lippen und ihre Zunge.
John Langdon-Down hat auch darauf geachtet, was die Menschen in Earlswood essen.
Die Bewohner und Bewohnerinnen haben auch Dinge über Religion gelernt.
Morgens und abends wurde zusammen gebetet.
Und sonntags gingen alle in den Gottes-Dienst.
Das war ein wichtiger Teil des Zusammen-Lebens in Earlswood.                                                                                                                                                             

Im Jahr 1867 hat John Langdon-Down den ersten Vortrag über seine neue Arbeits-Weise gehalten.
Bei einem Kongress.
Kongress ist ein anderes Wort für eine Versammlung oder ein Arbeits-Treffen.
Der Vortrag hieß „On the education and training of the feeble in mind“.
Übersetzt heißt das: “Über die Erziehung und das Training von Menschen mit Schwachsinn”.
Der Vortrag wurde später auch abgedruckt.


John Langdon Down schreibt zum 1. Mal über Menschen mit Down-Syndrom
Während seiner Zeit in Earlswood fiel John Langdon-Down etwas auf.
Er merkte: Manche der Bewohner und Bewohnerinnen haben Ähnlichkeiten.
Bei ungefähr 10 von 100 Menschen war das so.
John Langdon-Down hat angefangen, über diese Gemeinsamkeiten und Besonderheiten zu schreiben.
Er nannte diese Gruppe von Menschen damals „Schwachsinnige des mongolischen Typs“.
Damals war das nicht als Beleidigung gemeint.
So wurde in dieser Zeit über Menschen mit Behinderung gesprochen.
Das war im Jahr 1866. 

John Langdon-Down hat als erster Mensch über diese Menschen-Gruppe geschrieben.
Später wurden sie nach ihm benannt: Menschen mit Down-Syndrom.
John Langdon-Down hat sich sein Leben lang für diese Menschen interessiert.
Als Arzt.
Als Wissenschaftler.
Und als Mensch.


Lob und Anerkennung für die Arbeit von John Langdon-Down
Immer mehr Menschen interessierten sich für die Arbeit von John Langdon-Down.
Sie fanden gut, wie er mit Menschen mit Behinderung arbeitete.
Sie wollten mehr darüber wissen.
Deshalb kamen viele Kollegen von John Langdon-Down zu Besuch nach Earlswood.

Earlswood wurde das bekannteste Heim für Menschen mit Behinderung in Großbritannien.
Immer mehr Menschen wollten in dem Heim leben.
Es gab lange Warte-Listen.
Und es mussten mehr Häuser gebaut werden.


John Langdon-Down  verlässt Earlswood
Viele Menschen waren begeistert von John Langdon-Downs Arbeit.
Er bekam viel Lob und Anerkennung.
Trotzdem hatte er immer mehr Probleme mit der Heim-Leitung.
John Langdon-Down und die Heim-Leitung waren nicht einer Meinung.

John Langdon-Down wollte noch mehr verändern in Earlswood.
Er hatte neue Ideen.
Die Heim-Leitung wollte diese Veränderung nicht.
John Langdon-Down und die Heim-Leitung haben sich darüber gestritten: Wer darf entscheiden?

Bei dem Streit ging es auch um Geld.
Earlswood war ein Heim für arme Menschen.
Aber durch die Arbeit von John Langdon-Down wurde das Heim sehr bekannt.
Auch reiche Familien wollten jetzt ihre Kinder in das Heim geben.
Sie wollten dafür Geld bezahlen.
John Langdon-Down fand das gut.
Die Heim-Leitung fand es nicht gut.
Sie waren dagegen.
Auch in diesem Punkt waren sie sich nicht einig.

Die Heim-Leitung war noch mit einer anderen Sache nicht zufrieden:
Manchmal war John Langdon-Down nicht in Earlswood.
Er hat Vorlesungen gehalten.
Über seine Arbeit.
Und er hat in London als Arzt gearbeitet.
Die Heim-Leitung fand das nicht gut.
Sie fanden: John Langdon-Down soll die ganze Zeit über in Earlswood sein.

John Langdon-Down wollte sich nicht länger mit der Heim-Leitung streiten.
Darum hat er seine Stelle in Earlswood gekündigt.


Wie lebten Menschen mit Behinderung früher in Großbritannien?
Früher wurden noch nicht alle Menschen mit Behinderung gut versorgt in Großbritannien.
Vor allem auf dem Land nicht.
Also in kleinen Städten und Dörfern.
Das war auch in anderen Ländern so.

In vielen Familien gab es damals Menschen mit Behinderung.
In armen und in reichen Familien.
Arme Menschen mit Behinderung lebten oft in Heimen.
Zum Beispiel in Earlswood.
Solche Heime gab es für Menschen aus reichen Familien nicht.
Dort wurden Menschen mit Behinderung oft versteckt.
Sie hatten keinen Kontakt zu den anderen Familien-Mitgliedern.
Sie wurden von Dienst-Boten versorgt.
Sie konnten nichts lernen und nicht arbeiten.
Ihr Leben war oft langweilig und einsam.


Das Normansfield Trainings-Institut
Nach seiner Kündigung ging John Langdon-Down weg aus Earlswood.
Er gründete sein eigenes Heim.
Das war im Jahr 1868.

John Langdon-Down nannte das Heim „Normansfield Trainings Institute".
Es war ein Wohn-Heim für Menschen mit Behinderung.
Sie haben in Normansfield gelebt und gearbeitet.

Normanfield liegt in der Nähe von London.
Westlich von London.

1868 gab es noch keine Heime für Menschen mit Behinderung aus reichen Familien.
Das wollte John Langdon-Down ändern.
Er wusste: In ihrer Familie hatten viele Menschen mit Behinderung damals kein gutes Leben.
Darum wollte er, dass sie in einem Heim leben.
Damit sie da etwas lernen können.
Damit sie arbeiten können.
Damit sie Förderung bekommen.
Diese Förderung sollten sie in seinem neuen Heim bekommen: In Normansfield.

Jetzt konnten auch reiche Familien ihre Kinder mit Behinderung in ein Heim geben.
Sie haben dafür bezahlt.
Damit das Kind gut versorgt ist.
Anderen haben sie dann manchmal erzählt: Das Kind ist gestorben.
Sie haben sich geschämt.

Alle Bewohner und Bewohnerinnen sollten in Normansfield etwas lernen.
Es gab mehrere Lehrer dort.

Damals mussten noch nicht alle Kinder in Großbritannien in die Schule gehen.
Es gab noch keine Schul-Pflicht.
Die gab es für Menschen mit Behinderung erst 100 Jahre später.
Im Jahr 1870.
Man kann also sagen: John Langdon-Down war seiner Zeit voraus.

Jetzt konnte John Langdon-Down in seinem eigenen Heim weiter-arbeiten.
Er konnte neue Ideen ausprobieren.
Er musste niemanden um Erlaubnis fragen.
Er musste sich mit niemandem mehr über seine Arbeit streiten.

Damals gab es kein anderes Heim, das so war wie Normansfield.
Nirgends sonst bekamen Menschen mit Behinderung so gute Förderung.
Nirgends sonst konnten sie so viel lernen.
Nirgends sonst konnten sie mit so viel Würde leben.

Die Förderung in Normansfield war sehr modern.
Viele Dinge werden heute immer noch so gemacht.

Menschen mit Behinderung konnten in Normansfield viel lernen:

  • Sport, zum Beispiel Roll-Schuh-Laufen
  • gesunde Ernährung
  • Arbeit in der Werkstatt
  • Mathematik
  • Zungen-Übungen
  • Musik
  • Tanz
  • Theater-Spielen

John Langdon-Down hat in Normansfield ein Theater für die Bewohner und Bewohnerinnen bauen lassen.
Sie konnten dort Theater-Stücke sehen.
Und sie konnten selbst Theater spielen.

Dieses Theater gibt es heute immer noch.
Es sieht noch genauso aus wie damals.
Und es wird immer noch Theater darin gespielt.


Wo hat John Langdon-Down noch gearbeitet?
John Langdon-Down hatte kein festes Gehalt mehr.
Nach seiner Kündigung wurde er nicht mehr bezahlt.
Normansfield war sein eigenes Haus.
Damit musste er eigenes Geld verdienen.
Für sich und seine Familie.
Aber auch, um alle Menschen zu bezahlen, die in Normansfield arbeiten.

Um mehr Geld zu verdienen, hatte John Langdon-Down noch eine Privat-Praxis in London.
Wenn er dort war, hat sich seine Frau Mary um die Geschäfte in Normansfield gekümmert.
Und John  Langdon-Down wollte auch weiterhin anderen Menschen etwas beibringen.
Er wollte Vorträge für Studenten halten.
An verschiedenen Orten.
Er wollte, dass die Studenten einen guten Abschluss machen.
Er wollte an sie weiter-geben, was er in seiner Arbeit gelernt hat.
Er wollte ihnen sagen: Als Arzt muss man sich um den ganzen Menschen kümmern.
Nicht nur um den Körper.
Sondern auch um die Seele.

Er sagt: Patienten und Patientinnen haben Angst, wenn sie ins Krankenhaus kommen.
Sie kennen dort niemanden.
Sie wissen nicht, was mit ihnen passiert.
John Langdon-Down fand: Die Menschen, die sich um sie kümmern, müssen freundlich sein.

Später in seinem Leben hat John Langdon-Down als Friedens-Richter gearbeitet.
Seine Aufgabe als Friedens-Richter war:
Er musste eine Lösung finden, wenn sich 2 Menschen gestritten haben.
Er musste den Streit schlichten.

1890 bekam John Langdon-Down eine schwere Grippe.
Es dauerte lange, bis er wieder gesund wurde.

Danach hat er aufgehört, als Arzt zu arbeiten.
Aber er blieb weiter als Berater in Normansfield.


Bewohner mit Down-Syndrom in Normansfield
Am Anfang lebten 19 Bewohner und Bewohnerinnen in Normansfield.
Später wurden es mehr.
Bis zu 150 Menschen lebten dort.

John Langdon-Down hat viel aufgeschrieben über die Bewohner und Bewohnerinnen.
Zum Beispiel:

  • Wie alt war die Person, als sie nach Normansfield kam?
  • Warum kam die Person nach Normansfield?
  • Welche Krankheiten hatte die Person in ihrem Leben?
  • Was kann die Person gut und was kann sie nicht so gut?
  • Welche Fortschritte macht die Person beim Lernen?

In Normansfield fielen John Langdon-Down wieder Menschen mit Down-Syndrom auf.
22 von ihnen lebten dort.
Damals nannte John Langdon-Down die Menschen des „mongolischen Typs der Idiotie“.
Der Begriff wird später noch genauer erklärt.

Es war kein Schimpf-Wort.
Damals war es normal, so über Menschen mit Behinderung zu sprechen.

Diese Menschen fand John Langdon-Down besonders interessant.
Er wollte mehr über sie heraus-finden.

Er wollte wissen:

  • Welche Besonderheiten haben sie?
  • Wie verhalten sie sich?
  • Worin sind sie sich ähnlich?
  • Worin sind sie unterschiedlich?
  • Wie können sie etwas lernen?
  • Warum haben sie diese Behinderung?

Aus den Sachen, die John Langdon-Down über seine Patienten und Patientinnen aufgeschrieben hat, kann man merken:
Die Bewohner und Bewohnerinnen von Normansfield waren ihm wichtig.
Er hatte eine enge Beziehung zu ihnen.
Er kannte sie gut.
Und er fühlte sich ihnen nah.

Damals sind die meisten Menschen früher gestorben als heute.
Sie wurden nicht so alt.
Es gab mehr Krankheiten.
Die Medizin konnte noch nicht so vielen Menschen helfen.

In Normansfield sind im Vergleich nur wenige Menschen gestorben.
Sie wurden ziemlich alt.
Älter als in anderen Heimen.
Das zeigt: Sie bekamen dort gute Pflege.
Und eine gute Ernährung.
Sie wurden gut versorgt.

6 Personen mit Down-Syndrom lebten sehr lange in Normansfield.
Mehr als 35 Jahre lang.
Ein Mann wurde 59 Jahre alt.
Das war damals sehr alt für einen Menschen mit Down-Syndrom.

Mary A. war 19 Jahre alt, als sie nach Normansfield kam.
Sie ist auch in Normansfield gestorben.
Sie wurde 58 Jahre alt.

John Langdon-Down hat über Mary A. geschrieben:

„Sie ist sehr dick-köpfig.
[Dick-köpfig ist ein anderes Wort für stur.]
Sie möchte nicht auf dem Gelände spazieren gehen.

Sie kann Briefe schreiben.
Und sie kann auswendig Lieder auf dem Klavier spielen.
Sie ist sehr liebevoll und frei von bösen Gedanken. [Das bedeutet: Sie hat keine bösen Gedanken.
Sie ist klug und angenehm.“

John Langdon-Down hat viele Fotos von seinen Bewohnern und Bewohnerinnen gemacht.
Damals war die Fotografie noch nicht lange erfunden.
Sie war noch etwas sehr Neues.

1862 hat John Langdon-Down sich seinen ersten Foto-Apparat gekauft.
Das Fotografieren war damals noch sehr kompliziert.
Und es dauerte sehr lange.
Die Fotos, die John Langdon-Down gemacht hat, sind sehr schön.
Man kann sehen: Sie haben viel Würde.
Man kann sich gut vorstellen: Wer war die Person auf dem Foto?

Viele Fotos aus Heimen und Krankenhäusern sehen schlimm aus.
Sie zeigen nicht den Menschen.
Sie zeigen die Krankheit oder die Behinderung.
Das ist bei den Fotos von John Langdon-Down nicht so.


Langdon-Down als Wissenschaftler - Missverständnisse über seine Arbeit
John Langdon-Down hat in seinem Leben 28 Bücher und Aufsätze geschrieben.
Das sind für einen Wissenschaftler nicht sehr viele.
Das letzte Buch hat er 1887 geschrieben.
Viele Menschen finden das schade.
Denn so kann man heute nicht mehr lesen, wie er in der Zeit danach dachte.

Über ein Buch von John Langdon-Down gibt es immer noch viele Missverständnisse.
Wegen der Wörter, die John Langdon-Down für Menschen mit Behinderung benutzt hat.
Damals nannte man Menschen mit geistiger Behinderung Idioten.
Und Menschen mit psychischer Behinderung nannte man Irre.
Auch John Langdon-Down hat das gemacht.
In einem seiner Bücher.

Wenn man diese Worte heute hört, könnte man denken:
John Langdon-Down dachte, diese Menschen sind nichts wert.
Er hat keinen Respekt vor ihnen.
Aber das stimmt nicht.
Er hat versucht, mit diesen Wörtern verschiedene Arten von Behinderung zu unterscheiden.

John Langdon-Down hat eine Liste geschrieben.
In dieser Liste hat er aufgeschrieben:
Was können Menschen mit Behinderung?
Was können sie lernen?

Er wollte, dass mehr Menschen darüber Bescheid wissen.
Und er wollte, dass Menschen mit Behinderung mehr Förderung bekommen.
Dass man ihnen mehr zutraut.

Er hat gemerkt:
Verschiedene Menschen mit Behinderung können verschiedene Sachen lernen.
Darum hat er 4 verschiedene Gruppen aufgeschrieben.
Er glaubte: Wenn man weiß, welcher Mensch zu welcher Gruppe gehört, kann der Mensch die richtige Förderung bekommen.

Eine dieser Gruppen war „die große mongolische Familie“.
John Langdon-Down nannte sie so.
Diese Gruppe war ziemlich groß.
Etwa 10 von 100 Bewohnern und Bewohnerinnen gehörten zu dieser Gruppe.

John Langdon-Down wusste: Menschen mit Down-Syndrom können etwas lernen.
Er fand: Sie haben Humor.
Und er fand: Sie können zum Beispiel gut Theater spielen.
Sie können in einer Werkstatt arbeiten.
Sie brauchen Unterstützung dabei.

Er hat heraus-gefunden: Fast alle Menschen mit Down-Syndrom können sprechen.
Aber: Viele Menschen mit Down-Syndrom sprechen nicht sehr deutlich.
Aber sie können es üben.
Sie müssen ihre Zunge trainieren.
Dann kann man sie besser verstehen.

Er hat auch heraus-gefunden:
Manche Dinge sind schwieriger für Menschen mit Down-Syndrom.
Zum Beispiel:

  • das Gleich-Gewicht halten
  • deutlich und klar sprechen
  • sehr feine Dinge mit der Hand machen
  • rechnen mit großen Zahlen

Aber auch diese Dinge können sie üben und sich verbessern.

John Langdon-Down hat zwar über „die große mongolische Familie“ geschrieben.
Aber er hat nie das Wort Mongolismus benutzt.
Das haben erst andere Menschen nach ihm geschrieben.

Heute werden diese Worte nicht mehr benutzt.
Viele Menschen mit Behinderung finden: Sie sind eine Beleidigung.
Aber John Langdon-Down hat sie nicht als Beleidigung gemeint.
Er hat sie als Wissenschafts-Sprache benutzt.


Die Familie Langdon-Down
Mitte der 1850er Jahre hat John Langdon-Down seine Schwester Sarah besucht.
Dort hat er Mary Crellin getroffen.
Er hat sich in sie verliebt.
Später hat er sie geheiratet.

Mary Crellin war John Langdon-Downs Schwägerin.
Das bedeutet: Sie war die Schwester von Sarahs Ehe-Mann Philip.

Mary hatte viele Gemeinsamkeiten mit John Langdon-Down:
Beide kamen aus einer Kaufmanns-Familie.
Und für beide war Religion ein wichtiges Thema im Leben.

Mary Crellin war klug und warm-herzig.
Sie konnte gut Klavier spielen.

Mary Crellin und John Langdon-Down wussten schnell: Sie wollen heiraten.
Aber zuerst hatten sie noch nicht genug Geld dafür.
John Langdon-Down hat noch nicht genug Geld verdient für eine Familie.
Er hatte nicht genug Geld für eine größere Wohnung.
Deswegen konnten John und Mary erst später heiraten.
Das ging erst, als John Langdon-Down angefangen hat, in Earlswood zu arbeiten.

Die Hochzeit war am 10. Oktober 1860.
Bei der Hochzeit waren John Langdon-Down und Mary Crellin beide 32 Jahre alt.

Nach der Hochzeit hieß die Frau von John Langdon-Down Mary Down.

Mary und John Langdon-Down hatten 4 Kinder zusammen.


Die Kinder von Mary und John Langdon-Down

Mary Down mit ihrem 1. Sohn Everleigh, fotografiert von John Langdon-Down Das 1. Kind war ein Junge.
Er hieß Everleigh Langdon-Down.
Er wurde am 18. Dezember 1861 in Earlswood geboren.
Everleigh Langdon-Down fing an als Soldat zu arbeiten.
Mit 22 Jahren hatte er einen Unfall.
Er hat sich mit einem Werkzeug schwer verletzt. Mit einem Meißel.
Die Verletzungen waren so stark, dass Everleigh Langdon-Down daran gestorben ist.

Lillian Down, fotografiert von ihrem Vater Lilian Langdon-Down war das 2. Kind von Mary und John Langdon-Down.
Sie war ihre einzige Tochter der beiden.
Sie wurde auch in Earlswood geboren.
Sie ist nur 2 Jahre alt geworden.
Sie war 2 Wochen lang schwer krank.
Wahrscheinlich hatte sie einen Virus im Gehirn.
Daran ist sie gestorben.
Auf ihrem Grab-Stein steht:

„In immer liebe-voller Erinnerung an die liebe, kleinen Lilian, die dieses Leben am 1. Juni 1865 im Alter von 2 Jahren verließ.
Ihre glückliche Seele erblickt jetzt Jesus.“

Das 3. Kind von Mary und John Langdon-Down war wieder ein Junge.
Er hieß Reginald Langdon-Down.
Auch er wurde in Earlswood geboren.
Am 4. August 1866.

Percival Langdon Langdon-Down war das jüngste Kind.
Er wurde am 6. Mai 1868 geboren.
Damals lebte die Familie schon in Normansfield.

Beide Söhne bekamen eine gute Ausbildung.
Sie besuchten gute Schulen und Universitäten.
Beide studierten Medizin wie ihr Vater.

Später haben die beiden jüngeren Söhne die Arbeit von John Langdon-Down weiter-geführt.
Die Arbeit in Normansfield.
Und die Arbeit in der Praxis in London.

Reginald und Percival Langdon-Down haben beide geheiratet und eine Familie geründet.

Im Winter 1890 bekam John Langdon-Down, der Vater der Familie, eine schwere Grippe.
Er wurde nur sehr langsam wieder gesund.
John Langdon-Down musste Tabletten nehmen.
Er hatte Herz-Probleme.
Er arbeitete nicht mehr als Arzt in Normansfield und London.
Aber er arbeitete noch als Berater.

John Langdon Down, 59 Jahre alt Am 7. Oktober 1896 hatte John Langdon-Down einen Zusammenbruch und starb.
Das passierte sehr plötzlich.
John Langdon-Downs Familie war sehr traurig darüber.
Vor allem seine Frau Mary.
John Langdon-Down hat seine Enkel-Kinder nicht mehr kennen-gelernt.
Sie wurden erst nach seinem Tod geboren.

Nach Johns Tod arbeitete Mary Down weiter in Normansfield.
Ihre Söhne hatten noch nicht viel Erfahrung als Ärzte.
Sie brauchten die Unterstützung ihrer Mutter.

Im Jahr 1900 gab es eine schwere Grippe-Welle.
Sehr viele Menschen starben daran.
Auch 10 Bewohner und Bewohnerinnen von Normansfield.

Auch Mary Down starb daran.

Mary und John Langdon-Down wurden beide nach ihrem Tod verbrannt.
Ihre Urnen sind bis heute in Normansfield.
Im Theater.
Dort gibt es Schrift-Tafeln, die an ihr Leben erinnern.

Der Sarg von John Langdon-Down


Die Enkel-Kinder von John Langdon-Down
Reginald Langdon-Down war 2 mal verheiratet.
Seine 1. Frau starb schon mit 22 Jahren.
Reginald Langdon-Down war Witwer.
Aber er heiratete noch einmal.

Reginald Langdon-Down hatte 3 Kinder: 2 Töchter und einen Sohn.

Der Sohn von Reginald Langdon-Down hieß wie sein Groß-Vater: John Langdon-Down.
Dieser Sohn hatte das Down-Syndrom.

Reginald Down mit seiner Familie Der Enkel John Langdon-Down wurde in Normansfield groß.
In dem Haus, das sein Groß-Vater gegründet hatte.
Er lernte dort viel.
Er hatte viele Talente.
Er konnte zum Beispiel gut Billard spielen.
Und er liebte die Musik.

John Langdon-Down blieb sein Leben lang in Normansfield.
Bis zu seinem Tod.
Er wurde 65 Jahre alt.

Percival Langdon-Down und seine Frau bekamen 3 Kinder.
Ihre Tochter Molly hat Medizin studiert und wurde auch Ärztin.
Sie arbeitete bis 1947 in Normansfield.

Percival Down mit seiner Familie

Norman war der Sohn von Percival Langdon-Down und seiner Frau.
Er hat auch Medizin studiert.
Bis 1970 hat er Normansfield geleitet.
Er war der letzte aus der Familie, der dort gearbeitet hat.

1997 wurde Normansfield geschlossen.
Die Bewohner und Bewohnerinnen sind schon vorher in andere, kleinere Wohn-Heime umgezogen.
Aber das Theater von Normansfield gibt es immer noch.

Heute ist in Normansfield ein Museum.
Und die Down’s Syndrome Association arbeitet dort.
Das ist eine Selbst-Hilfe-Gruppe für Menschen mit Down-Syndrom und ihre Familien.

 

Dr. Katja Weiske hat diesen Text in Fach-Sprache geschrieben. Anne Leichtfuß hat ihn in klare Sprache übersetzt.

 

 

 

 

 

 

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